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4 April 2025

Syrien: Botschaft der Karmelitinnen von Aleppo vom 11. März 2025

All ihr Lieben,

Viele von Euch haben uns nach Neuigkeiten gefragt, wovon wir sehr gerührt sind. Die Massaker, die an der Nordwestküste Syriens, in der alawitischen Region, aus der die Familie des ehemaligen Präsidenten stammt, stattgefunden haben und immer noch stattfinden, können nicht genannt werden. Sie sind ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, ein echter Völkermord. Welche Verantwortung hat das einfache und sehr arme alawitische Volk für all die Jahrzehnte der Regierung der Assad-Familie? Erstaunen, Wut und Angst sind überall in der Region Latakia und im ganzen Land zu spüren. Wohin gehen wir? Wird es jemanden geben, der diese armen Menschen verteidigt, die kein Geld, keine Macht und keine Möglichkeit haben, sich selbst zu verteidigen? Wir flehen euch an, zu beten und, soweit es euch möglich ist, zu handeln, um dieses menschenunwürdige Massaker zu stoppen!

Heute Vormittag haben wir mit Schwester Rima, Oberin der Apostolischen Karmelitinnen von St. Josef, in Latakia gesprochen. Sie weinte am Telefon. Sie haben ein Wohnheim für Studentinnen, von denen die meisten Alawiten sind. Die armen Mädchen wurden wahnsinnig vor Trauer bei der Nachricht von dem Massaker an ihren Eltern, Brüdern und Schwestern, Freunden… Als ob das noch nicht genug wäre, war die Stadt Latakia fünf Tage lang ohne Strom und Wasser. Auch hier vermehren sich die Unannehmlichkeiten.

Diese Tragödie provozierte Reaktionen und Demonstrationen im ganzen Land, die leider bald in Gewalt ausarteten. Und die Regierung reagiert nicht. Aber welche Verantwortung trägt sie bei dieser Tragödie?

In der Kirche reagierten die Patriarchen und Bischöfe entschlossen und forderten die Regierung auf, dieses Massaker zu stoppen und sich wirklich für das Gute und den Wiederaufbau des ganzen Landes einzusetzen. Besonders standhaft war unser lateinischer Bischof Jallouf. Er kannte den “Jehbat el nosra” von Idlid gut… Darüber hinaus demonstrieren auch die verschiedenen Parteiungen im Land (Drusen, Kurden, Schiiten usw.), die oft die Alawiten verteidigen.

Doch wie bei allen Katastrophen und Revolutionen hat das Land auch schöne und heldenhafte Taten erlebt. Unter vielen anderen Beispielen haben sunnitische und schiitische Familien Alawiten willkommen geheißen und beschützt.

Wir müssen beten, dass die Gewalt aufhört und dass die Regierung ihre Verantwortung übernimmt, um sich für Versöhnung, Frieden und das Wohlergehen des Landes einzusetzen. Und beten wir, dass die Christen, die sehr verwirrt sind, ihr Vertrauen bewahren und ihr Land nicht verlassen. Danke für euer Gebet und eure Zuneigung. Wir wünschen Euch eine frohe und heilige Fastenzeit. Unser Heiland Jesus ist und wird wegen seiner Hingabe und seines Todes aus Liebe am Kreuz immer siegreich sein.