Beim Frühstück stehen zur Feier des Tags der Priesterweihe am Teller eines jeden von uns drei Hyazinthen. Schwester Alina lässt grüßen und gratuliert uns; sie sagt, dass sie mit den drei Narzissen für uns um Glauben, Hoffnung und Liebe beten. Wir verabschieden uns auf der Straße, und ich war über die warme Aufnahme bei diesen wahren Schwestern sehr überrascht.
Nun machen wir uns auf den Weg nach Berdichev auf einer teilweise sehr holprigen Straße, mit vielen Straßensperren und Soldaten, doch kommen wir ohne Probleme durch; dabei fahren wir durch eine Stadt, in der man die Auswirkungen der Bomben sieht.
Wir brechen um 7.20 Uhr auf und kommen um 14.20 Uhr in Berdichev an, wo ich die Wallfahrtskirche zu Unserer Lieben Frau vom Karmel besuche, und dann ein typisches ukrainisches Gericht vorgesetzt bekomme. Danach um 18 Uhr werden wir die Abendmahlsmesse feiern. Es ist überwältigend, hier zu sein, und die Freude und Lebhaftigkeit der Brüder zu sehen. Gott segne euch alle.
Gründonnerstag – Nachmittag, Kirche Unserer Lieben Frau vom Karmel in Berdichev, Schutzherrin der ukrainischen Katholiken. Eine wunderschöne Ikone Marias mit dem Skapulier, die ihren Schutz anbietet. Kirche voll mit Alten, Jungen und Kindern. Eine Gruppe von Ministranten in perfekter vatikanischer Ordnung eröffnet die Feier. Ich muss sagen, dass ich selten in meinem Leben einen Gründonnerstag mit so viel Emotionen gefeiert habe. Die Gesänge, die Liebe zum Detail, der Blumenschmuck, die Ministranten, die mir beim Ankleiden helfen …
Ich wasche den Brüdern die Füße. Hier wird es mit einer Küchenschürze gemacht. Ich küsse die Füße meiner Brüder, die sich hier um all diese Menschen kümmern. Küsse Jesus in ihnen.
Obwohl Vitaly, der Prior, den Vorsitz führt, halte ich die Predigt, und erkläre das Geheimnis, das wir feiern, mit Beispielen aus dem Krieg und der heutigen Zeit. Die Brechung des Brotes erinnert an die zerfetzten Leiber so vieler Menschen in einigen Städten. Morgen ist Jesu gebrochener Leib das Geheimnis, das wir nie verstehen, und, scheinbar besiegt, gab er der Welt das Leben.
Am Ende der Messe überwältigende Familienstimmung und große Zuneigung der Menschen. Sie begrüßen die Priester mit bewegender Zuneigung. Alle gratulieren und umarmen uns. Sie bringen uns Obst, Blumen und Geschenke. Sie alle wollen Fotos. Sie alle sagen Dankeschön, dass ich bei ihnen bin. Eine Großmutter sagt mir, nach meiner Rückkehr nach Rom dem Papst zu sagen, dass er kommen soll.
Wir verlassen die Kirche und unterhalten uns mit Freiwilligen, Familien, Freunden. Dann ein brüderliches Mahl in entspannter Stimmung, dem eine sehr angenehme Rekreation folgt, die nie zu Ende gehen sollte. Die Anwesenheit des Generals und auch von Paweł, der seit Beginn des Krieges auf der anderen Seite in Polen lebt, wird gefeiert. Paweł kommt zweimal wöchentlich, um humanitäre Hilfe und den Transport von Material zu organisieren. Unsere angeregte Unterhaltung, die Intensität ihrer Themen und Fragen gehen über meine und bekannte Mitbrüder, über die derzeitige Situation und den Augenblick, den wir gerade erleben.
Es ist ungefähr 22 Uhr nachts in der Ukraine. Die Sirene ertönte für ein paar Minuten und verkündet, dass aus Weißrussland ein Geschoss abgefeuert wurde. Die Mitbrüder machen mit der angenehmen Unterhaltung ohne viel Aufregung weiter, doch machen sie sich Sorgen, ob ich Angst hätte.
Und so endet der Tag mit einem starken Gefühl familiärer Zusammengehörigkeit in diesen Kriegszeiten. Vor dem Einschlafen nochmals Sirenengeheul und Bitte um Frieden.